Theaterfestival Favoriten lädt nach Dortmund

Antje Velsingers „dreams in a cloudy space“ © Imke Lass
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Das Theaterfestival „Favoriten“ trotzt Corona und lädt vom 10.-20. September rund 20 Projekte aus NRW und darüber hinaus nach Dortmund ein, um sich mit dem Thema „Arbeit“ künstlerisch auseinanderzusetzen. Dabei wird auch das Innenleben eines Staubsaugerbeutels seziert.

Was hält eine Gesellschaft für Arbeit und damit für entlohnenswert? Wer übernimmt traditionell welche Arbeiten in einer Gemeinschaft? Und kann auch Kunst harte Arbeit sein? Es sind diese und ähnliche Fragen, auf die Gruppen wie Solokünstler unter der Überschrift „While We Are Working“ eine Antwort suchen. Das feministische Kollektiv Swoosh Lieu etwa rückt in seiner Tanzperformance „Everything but Solo“ die Bühnenarbeiterinnen und ihr unsichtbares Tun ins ungewohnte Rampenlicht. Der Tänzer und Schauspieler David Guy Kono hingegen schnappt sich fürs Festival Kafkas „Die Verwandlung“, um Parallelen zwischen den Erfahrungen Gregor Samsas und den Erfahrungen von Menschen im Exil zu ziehen. Durch die unfreiwillige Verwandlung in ein Ungeziefer und die Unfähigkeit mit seinem Umfeld zu kommunizieren, wird Samsa zum gesellschaftlichen Außenseiter. Kono stellt mit „Metamorphose“ die Frage: Wer muss sich hier eigentlich ändern und die Integrationsarbeit leisten? Staubig wird es schließlich mit äöü. Das Duo nimmt auf der Bühne nicht nur den Inhalt eines Staubsaugerbeutels, sondern auch unser Alltagsleben genauestens unter die Lupe.

Ursina Tossis „Witches“ | Foto: Sinje Hasheider

Das Theaterfestival „Favoriten“ hat eine lange Tradition. 1985 unter dem Namen „Theaterzwang“ gegründet, versteht es sich als Forum für herausragende Produktionen der freien Szene. Alle zwei Jahre werden das Depot und weitere Kulturorte in Dortmund bespielt. Für die diesjährige Jubiläumsausgabe haben, wie schon 2018, Fanti Baum und Olivia Ebert die künstlerische Leitung übernommen.

Insgesamt haben die beiden rund 20 Projekte eingeladen, die je ganz unterschiedliche Aspekte von Arbeit, Leben und Rollenbildern in den Blick nehmen: Ursina Tossi etwa knüpft in „Witches“ die Hexenverfolgung an das Aufkommen des Kapitalismus und in Antje Velsingers „dreams in a cloudy space“ treffen eine 35-jährige und einer 75-jährige Tänzerin aufeinander, um vor dem Hintergrund von Video- und Soundfragmenten – die in Altenheimen und Seniorentreffs aufgenommen wurden – das Thema Altern zu verhandeln. Mit Blick auf diese bunte Programm-Palette bleibt nur mit Vater Briest zu sagen: Arbeit, „ein weites Feld“.

Theaterfestival „Favoriten“: 10.-20.9., verschiedene Orte, Dortmund; favoriten-festival.de

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