Sprengung des stillgelegten Kohlekraftwerks Gustav Knepper

Das Steinkohlekraftwerk Gustav Knepper in Dortmund-Mengede an der Stadtgrenze zu Castrop-Rauxel Foto: Hagedorn-Unternehmensgruppe
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Eigentlich war die Sprengung des stillgelegten Kohlekraftwerks Gustav Knepper bereits für Mitte Dezember angedacht. Doch weil Genehmigungen fehlten, konnte der ursprüngliche Zeitplan nicht eingehalten werden. Jetzt steht mit dem 17.2. ein neuer Termin fest. Lina Niermann hat recherchiert, ob man das Spektakel beobachten kann, wie die Sprengung genau abläuft und wie es mit dem Gelände weitergehen soll.

Seit Monaten sind die Bagger der Hagedorn-Unternehmensgruppe dabei, das Kohlekraftwerk Knepper auf der Grenze zwischen Castrop-Rauxel und Dortmund-Mengede abzureißen. Von den Baggerschaufeln verschont blieben bisher die von den Autobahnen A45, A42 und A2 weithin sichtbaren Landmarken: der 210 Meter hohe Schornstein, der 128 Meter hohe Kühlturm und das knapp 70 Meter hohe Kesselhaus. Denen geht es nun an den Kragen. Die Deutsche Sprengunion, eine Tochtergesellschaft von Hagedorn, hat bereits über 1 500 Löcher in die massiven Betonwände gebohrt. „Einige Löcher dienen dazu, die Bauwerke an bestimmten Stellen zu schwächen, andere werden mit Sprengstoff gefüllt“, erklärt Hagedorn-Sprecherin Tina Gutmann. Durch die Erzeugung von gezielter Instabilität werde erreicht, dass die Gebäude in die richtige Richtung fallen, beziehungsweise kontrolliert in sich zusammensacken.

28 400 Tonnen Stahl- und Bauschutt
Für die Sprengung am 17.2. müssen Anwohner in der Nähe des Geländes ihre Wohnungen verlassen. Betroffen sind unter anderem die Anwohner der Oestricher Straße. Rund ums Kraftwerk wird ein Sperrbereich mit einem Radius von 350 bis 620 Metern eingerichtet. Zwei Sicherheitsfirmen, THW, Feuerwehr und Polizei sichern den Bereich vor Ort ab. Die Evakuierung startet um 8 Uhr. Um 11 Uhr erfolgt dann zuerst die Sprengung des Kesselhauses. Ein Fallbett aus Beton, Kies und Steinen soll den Aufprall des umstürzenden Hauses abfedern. Im Anschluss fallen bei einer zweiten, synchronen Sprengung Schornstein und Kühlturm. Während der Schornstein wie ein Baumstamm umkippen wird, soll der Kühlturm in sich zusammensacken. Schutzwälle verhindern, dass Schutt und Staub in die Umgebung geschleudert werden. Wie lange alles insgesamt dauern wird, lässt sich nur schwer abschätzen: „Das hängt insbesondere von der Länge der Kontrollmaßnahmen ab, die zwischen den Sprengungen durchgeführt werden“, sagt Gutmann, „wir rechnen mit etwa eineinhalb Stunden, es kann aber genauso gut drei Stunden dauern.“ Von den einstigen Landmarken werden am Ende rund 28 400 Tonnen Stahl- und Bauschutt übrig bleiben. Hagedorn übernimmt die gesamte Baureifmachung des Geländes. Im Fall des Kraftwerks gehören dazu nicht nur der Abbruch der Gebäude und die Entsorgung von Stahl- und Bauschutt, sondern auch die Entfernung von Kohlenstaubresten sowie weiterer Schadstoffe. Der Boden wird dazu vollständig ausgetauscht und die Fläche eingeebnet. Für die Zukunft plant der britische Industrieimmobilien-Konzern Segro einen Gewerbe- und Logistikpark auf dem Gelände.

Blick aufs Geschehen
Während evakuierte Anwohner und Journalisten das Geschehen von einer eingerichteten Tribüne aus betrachten dürfen, könnte es für alle anderen schwierig werden, einen direkten Blick zu erhaschen. „Wir raten davon ab, sich extra auf den Weg zu machen, weil man einfach nicht nah genug herankommt“, sagt Pressesprecherin Maresa Hilleringmann von der Stadt Castrop-Rauxel. In der Nähe des Geländes gibt es keine Parkplätze und weiträumige Straßensperren verhindern ein Durchkommen. Aus Sorge vor einem Verkehrschaos empfiehlt auch Unternehmenssprecherin Gutmann: „Wenn überhaupt sollte man sich zu Fuß oder mit dem Rad vorwagen.“ Interessierte können das Spektakel aber immerhin auf dem Facebook-Kanal des Unternehmens per Livestream verfolgen. Wenn das Wetter mitspielt, könnte man auch von der Groppenbrucher oder der Schweriner Halde einen guten Blick auf die Sprengung haben. Ansonsten bleibt nur noch die Option, hochgelegene Balkone von Freunden oder Verwandten in Beschlag zu nehmen.

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