Für „German Angst“ sind wir Deutschen ja bekannt, aber „German Humor“? Neigt das Volk der Bedenkenträger insgeheim zu Frohsinn und Übermut? Nicht doch, auch Humor ist hierzulande eine ernste Sache. Niemand weiß das besser als der in Israel geborene deutsche Satiriker Shahak Shapira.
Shahak Shapira empört sich, öffentlich und provokant. Über Antisemitismus, Rassismus, Neonazis und idiotische Touristen, die vor dem Holocaust-Mahnmal in Berlin für Selfies posieren. Letzteren hielt er einen Spiegel vor, indem er ihre Fotos mit Bildmaterial aus den Vernichtungslagern verknüpfte und unter #Yolocaust ins Netz stellte; vor die Hamburger Twitter-Zentrale sprühte er Hate-Tweets, die der Konzern nicht löschen wollte, und machte mit der Satire-Partei „Die Partei“ die Inhalte von 31 geschlossenen Facebook-Gruppen der AfD öffentlich.
Bei den Rechten kommen solche Aktionen nicht gut an. Vor allem, wenn der Urheber ein Jude ist: Es hagelte Hasskommentare bis hin zu Morddrohungen. Für den gebürtigen Israeli Shahak Shapira, der die Zweite Intifada erlebte, kein Grund sich zu ängstigen. Im Alter von 14 Jahren zog er mit seiner Familie nach Deutschland, ausgerechnet in die NPD-Hochburg Laucha in Sachsen-Anhalt. Der erste Mensch, den er dort sah, war ein Typ mit Hakenkreuz-Tattoo.
Wenn die Kirche nicht möchte, dass ihre Anhänger schwul werden, warum ist Jesus so fucking hot?
Inzwischen lebt der Musiker, Autor, Satiriker und Comedian in Berlin. Am 17. Januar macht er im Düsseldorfer Savoy Theater mit seinem ersten Stand-up-Programm Station: „German Humor“. Kompliziertes Thema; die Deutschen loten ja gerne aus, worüber sie überhaupt lachen dürfen. Vor allem, wenn der Spaßmacher ein Jude ist. Der Jude als Opfer, diese Rolle ist dem Künstler zuwider. Also keine Witze über Juden, stattdessen über Kinder, Atheisten, Penisse, Gangsta-Rapper und Religionen, die er verachtet: „Wenn die Kirche nicht möchte, dass ihre Anhänger schwul werden, warum ist Jesus so fucking hot?“ Der Judengott ist ein Troll, der sein Volk verarscht; Buddhisten, Hindus – alles Hippies, und ein Paradies haben auch die Muslime, „die darf man in Deutschland nicht vergessen, sonst regen sich alle auf“.
Wehe, ein Scherz ist nicht politisch korrekt, da versteht der Deutsche keinen Spaß. In einem Interview mit 1LIVE brachte Shahak Shapira das sehr schön auf den Punkt: „German Humor ist, wenn ich einen Witz mache und zwei Tage später schreibt mir jemand eine drei Seiten lange E-Mail.“ Er wird vermutlich wieder viel Post bekommen.
Shahak Shapira – German Humor: 17.1., Savoy Theater, Düsseldorf
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