Pfandringe sollen demnächst den Flaschensammlern in Bochum das Leben leichter machen, ihnen das Wühlen in Abfalleimern ersparen. Ein einjähriger Testlauf an zehn Eimern in Ehrenfeld hat den städtischen Umwelt Service und die Bezirksvertretung Bochum-Mitte von der Idee überzeugt. Doch in anderen Städten der Region hat man mehrheitlich schon negative Erfahrungen mit Pfandringen gemacht.
Düsseldorf will noch mehr von ihnen anschaffen, und während man sie in Oberhausen und Dortmund noch testet, sind Köln, Osnabrück, Karlsruhe oder Hannover froh, die umstrittene Innovation wieder los zu sein. Die Rede ist von Pfandringen – Metallmanschetten für öffentliche Mülleimer, in die Pfandflaschen und -dosen abgestellt werden können, um sie Pfandsammlern zu überlassen.
Der Kölner Designer Paul Ketz hat den Pfandring 2012 erfunden. Sein Ansatz: Menschen, die weggeworfene Flaschen sammeln, um sich ein Zubrot zu verdienen, sollten nicht länger entwürdigend im Müll wühlen müssen. Anfangs gefeiert, mehrten sich schnell kritische Stimmen. Ein Gutachten der Kölner Entsorgungsbetriebe fiel verheerend aus: Im Müll werde trotzdem gewühlt, Pfandringe würden mit allerlei Müll befüllt, das Leeren der Tonnen sei für die Entsorger durch die Ringe aufwendiger geworden. Fazit: Die Stadtsauberkeit werde durch Pfandringe nicht verbessert, sondern verschlechtert.
In Dortmund läuft dazu ein Modellprojekt. Seit Ende Oktober 2017 hängen an einigen Mülleimern im Westpark Pfandringe mit Platz für insgesamt 100 Flaschen. Bei den Park-Besuchern kommt die Idee zwar gut an, der Dortmunder Entsorger EDG hält aber wenig von den Ringen. Sie würden dort angebracht, wo es viel Publikumsverkehr gebe, sagt EDG-Sprecher Matthias Kienitz. Sei der Ring voll, würden die Flaschen daneben gestellt. Es komme vermehrt zu Glasbruch mit der einhergehenden Verletzungsgefahr. „Unter dem Aspekt der Stadtsauberkeit und Verkehrssicherung sind die durch Pfandringe entstehenden Risiken größer als der Nutzen.“
Sinnvolle Investition?
Den Testlauf mit den Pfandringen hat man in Bochum schon hinter sich gebracht. An zehn öffentlichen Mülleimern in der Innenstadt waren sie über ein Jahr lang im Probebetrieb und haben beim Umwelt Service Bochum einen positiven Eindruck hinterlassen. Nun hat auch die Bezirksvertretung Bochum-Mitte angeregt, im Bermudadreieck sowie am Hauptbahnhof bald Pfandringe fest zu installieren. Positiv verlief der Test der Ringe zwar auch in Essen, aber trotzdem ist dort die Idee wieder verworfen worden. Die Politik hat mehrheitlich entschieden, dass angesichts der gespannten Lage bei den kommunalen Finanzen andere Investitionen sinnvoller seien.
Auch in Werne ist trotz der Initiative von Ratsherr Martin Pausch (Die Linke), der Pfandkisten im Februar 2015 durch einen Antrag auch politisch auf die Tagesordnung setzte, das Langzeitprojekt gescheitert. „Dabei ist der Antrag sogar durchgegangen, theoretisch ist die Installation von Pfandkisten möglich“, sagt er. Praktisch sieht die Sache anders aus. Es gebe aktuell keine Bestrebungen, Pfandkisten oder -ringe in Werne anzubringen, sagt Kordula Mertens vom Werner Ordnungsamt. In Selm brachte das Jugendparlament Ende 2015 in Eigenregie Pfandringe an. Wenige Wochen nach der Anbringung waren die Hilfen für die Pfandsammeler zerstört. Ersatz gab es nicht – und das Jugendparlament legte die Idee auf Eis.
Es gibt aber noch ein weiteres Positivbeispiel. Aufgrund des großen Zuspruchs seitens der Bürger will die Stadt Düsseldorf weiter bei den Pfandringen aufrüsten. 24 gibt es hier bereits. In den kommenden drei Jahren sollen bis zu 40 weitere Pfandringe im Stadtgebiet angebracht werden.