Nachdem die Intendanz von Romy Schmidt nach drei Jahren im Streit endete, stehen die Zeichen im zweitgrößten Bochumer Theater, dem Prinzregenttheater (PRT), auf Neuanfang. Hans Dreher, der ab Sommer 2019 die künstlerische Leitung übernimmt, hat mit seiner Frau Anne Rockenfeller (der neuen Geschäftsführerin des PRT) in Windeseile ein ambitioniertes Programm aus Gastspielen und ersten Premieren auf die Beine gestellt.
Das neue Leitungsteam will mit dem Prinzregenttheater einen Raum für Visionen und Kontinuitäten schaffen und dabei laut eigener Aussage „die freie Theaterszene in Bochum festigen“. Zu den Visionen gehört ein „Artist in Residence“-Programm, das sofort beginnt: Der Komponist und Theatermusiker Christoph Iacono empfängt einmal im Monat Künstler zwischen Musik und Theater aus der Region – am 22.11. ist es der Lautpoet Mitch Heinrich, mit dem er einen „Unliederabend“ veranstaltet.
Zu den Visionen gehört auch ein experimentelles Theaterprojekt mit Rolf Dennemann vom Dortmunder Theater im Depot. „Silent City“ soll es heißen und die Begegnung von Theaterbesuchern mit Schauspielern, Tänzern und Experten des Alltags in einem Raum-Parcours ermöglichen.
Kontinuitäten im Programm
Schon im Spielplan für November und Dezember zeigen sich allerdings auch Kontinuitäten im Programm: Clara Nielebock kümmert sich weiter um die Nachwuchsarbeit. Ihr Jugendclub heißt jetzt „PRogeniTur“ und feiert am 7.12. Premiere mit „Kassandra“ nach Christa Wolf. Helge Salnikau, der unter Romy Schmidt eine eigene Late-Night-Show hatte, liest am 10.11. im PRT-Foyer „Theater hassen“ von Jan Küveler, Alexander Ritter spielt am 20.11. Goethes Werther in einem Gastspiel des Consol Theaters Gelsenkirchen und auch mit der Literarischen Gesellschaft sind am 11.11. und 8.12. alte Bekannte zu Gast – mit der „Bücherschau“. Am 1.12. bringt außerdem Hans Dreher „Die Frau, die gegen Türen rannte“ von Roddy Doyle zur Premiere.
Dreher, der aktuell noch Leiter des Rottstr5-Theaters in Bochum ist, will eine intensive Freundschaft der beiden Häuser pflegen und sein Konzept von vorwiegend Sprechtheater mit anregenden Stoffen und großen Schauspielern, das den Unterhaltungsaspekt nicht außer Acht lässt, nicht groß aufbrechen. „Wer ‚Bühnenforschungen‘ oder ‚Theaterlabore‘ sehen möchte, wird bei uns vielleicht nicht auf seine Kosten kommen“, sagt er. Auch „plakative Leitsätze oder Spielzeit-Motto-Phrasen, die dann noch gewaltig um die kontextuelle Ecke gebogen werden müssen“, hält er für keine gute Idee. Deshalb gibt es erst mal eine gute Portion Pragmatismus fürs PRT.