Nach 8 Jahren in Deutschland: RADWIMPS rockt Köln

RADWIMPS gründete sich als 4-köpfige Band 2001. Foto: Vogue Ting Ltd.
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Kommen Bands aus dem fernen Japan mal nach Europa – und im Speziellen nach Deutschland – schlagen die Herzen der Fans hier höher. Als es vor einigen Monaten dann hieß, dass RADWIMPS in NRW auftreten, haben wir es uns nicht nehmen lassen, am 26.05. im Palladium in Köln dabei zu sein.

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Filmmusik, die im Gedächtnis bleibt

2016 feierte der Anime „Your Name“ in den Kinos einen weltweiten Megaerfolg. Und nicht nur Regisseur Makoto Shinkai wurde quasi über Nacht vom Nischen-Regisseur zur großen Hoffnung des japanischen Animations-Kinos, auch RADWIMPS, bestehend aus Leadsänger Yōjirō Noda, dem Bassisten Yusuke Takeda und dem Gitarristen Akira Kuwahara, die den Soundtrack zu „Your Name“ beisteuerten, erlangten globale Popularität. Songs wie „Sparkle“, „Dram Lantern“ und „Nandemonaiya“ avancierten zu monatelangen Ohrwürmern und erreichten vor allem in der Fan-Gemeinde rund um Anime, Manga und J-Music Kultstatus. Das Titellied „Zenzenzense“ ist mit über 297 Millionen Aufrufen auf YouTube klarer Spitzenreiter des offiziellen Channels von RADWIMPS. Makoto Shinkai und RADWIMPS blieben keine einmalige Liebelei.

Auch die Musik für die nachfolgenden Filme „Weathering with you“ und „Suzume“ stammen aus der Feder von Leadsinger Yōjirō Noda. Beim letzteren Film wurde außerdem Filmmusik-Komponist Kazuma Jinnouchi ins Boot geholt. Seitdem ist der Klang von RADWIMPS eng mit Shinkai verknüpft. Auf die Musik freuen sich Fans der Filme ebenso wie auf das Seherlebnis.

Fans nehmen weite Anreise in Kauf

26.05, 19 Uhr vor dem Palladium in Köln. Die Schlange der Wartenden ist bunt durchmixt und lässt keine Zielgruppe der Band erschließen. Man kann Dialekte aus Österreich und der Schweiz vernehmen. Für RADWIMPS legen einige viele Kilometer zurück. Immer wieder erklingt auch etwas Japanisch. Yōjirō Noda wird später auf der Bühne eine passende Aussage treffen: „Obwohl wir teilweise so weit voneinander entfernt sind, verbindet uns die Musik.“ Genauso fühlt es sich an. Gemeinschaft liegt in der Luft. Ein paar Typen aus Japan, die geile Mucke machen, bringen die unterschiedlichsten Menschen zusammen – ist das die Magie der Kreativität?

Sobald Yōjirō Noda sich ans Klavier setzte, wurde es gefühlvoll. Foto: Hanke

Im Vorraum zum Konzertraum steht ein kleiner Stand mit Merchandise der Band. Die Schlange scheint endlos, doch das Begehren schlägt den Unwillen. Ein exklusives RADWIMPS T-Shirt mit den Tour-Daten – wie oft kommt man da schon dran? Viele Merch-Goodies sind leider nicht verfügbar. Wir erfahren: Einiges ist im Zoll hängen geblieben. Ärgerlich.

RADWIMPS ganz nah sein

Kurz vor 20 Uhr. Das Palladium ist gefüllt und die Vorfreude köchelt. Ein paar Minuten ziehen noch ins Land, dann betritt die Band mit etwas Verzögerung die Bühne. Jubel, Schreie und Klatschen hören gar nicht mehr auf. RADWIMPS, sonst doch so fern, sind zum Greifen nah!  Yōjirō Noda setzt sich ans Klavier, beginnt mit „Grand Escape“ aus „Weathering With You“ und trifft damit voll den Nerv der Fans.

Die Stimme des Sängers ist so sanft und melodisch, wie man sie aus den Filmen, von Spotify und Co. kennt. Nach den ersten Songs erzählt er auf Englisch, dass RADWIMPS nach 8 Jahren nach Deutschland zurückgekehrt sind. Damals hätten sie vor 171 Personen gespielt – heute sind es 4000. Yōjirō Noda betont, wie unwirklich dieses Gefühl ist, dass so viele Menschen in Deutschland zusammenkommen, nur um die Band spielen zu sehen.

Die Band powert sich auf der Bühne mächtig aus und begeistert das Palladium. Foto: Hanke

Man merkt ihm und den Bandmitgliedern den Spaß und die Freude auf der Bühne an, jeder gibt alles und zeigt eindrucksvoll, wie gut man Instrumente und Stimme beherrscht. Fans, die RADWIMPS vor allem durch die Filme von Shinkai kennen, wurden von der Bandbreite der Band verwöhnt. Es gab nicht nur die gefühlvollen Songs, mit denen die Band durch die Filme bekannt geworden ist, sondern auch härtere, rockigere Titel wie „DADA“ oder die sanfte, englischsprachige Ballade „I I U“.

Yōjirō Noda ist nicht nur Leadsänger, sondern auch Pianist und Gitarrist, quasi ein musikalisches Schweizer Taschenmesser. Doch die übrigen Bandmitglieder kommen nicht zu kurz und werden immer wieder für technisch beeindruckende Soli ins Scheinwerferlicht gerückt. Für jede einzelne Performance hagelt es Applaus und Jubel.  Egal ob Bassist, Gitarre, oder die zwei Schlagzeuge – alle Instrumente kommen zur Geltung.

Optisch wurde die Band durch dynamisches Licht und Videosequenzen im Hintergrund begleitet, die immer stimmig zu den Songs passten. Beim Ending Song „Kanata Haruka“ vom Film „Suzume“ wurde das Lied mit Szenen aus dem Anime begleitet. Der Euphorie der Menge haftet etwas Gefühlsduseliges an, nicht zuletzt deswegen, weil auch der Film viele Fans bewegt hat. Schluchzen und Krokodilstränen im Publikum wurden zur Norm, nicht zur Seltenheit. Im Film geht es darum, dass ein Mensch die ganze Welt bedeuten kann. Genau danach scheint man sich zu sehen: Romantik, Kitsch, Verbundenheit. All die klebrigen und zuckersüßen Gefühle, die in der realen Welt viel zu kurz zu kommen scheinen. RADWIMPS transportiert in der Musik diesen zauberhaften kleinen Zufluchtsort, nach dem sich die Fans sehnen.

Mit Sequenzen aus „Suzume“ schlugen Fan-Herzen bei „Kanata Haruka“ höher. Foto: Hanke

Ein fulminantes Finale

Als RADWIMPS schließlich gegen 22 Uhr die Bühne verlassen, brandet eine lange „Zugabe“-Welle auf. Minuten später erfüllt sich der Wunsch der Fans: RADWIMPS sind zurück und schmettern noch ein paar Songs. Yōjirō Noda verkündet, dass sie wiederkommen wollen. Er wünscht den Menschen und ihren Lieben Glück und Zusammenhalt und wirkt dabei so bewegt, dass es nicht nach typischen Bühnen-Phrasen klingt. Immer wieder während des Konzerts haben er und die Bandmitglieder Teile auf Deutsch gesprochen und auch zum Schluss kann man ein „Dankeschön!“ vernehmen.

„Daisuki!“ ruft Yōjirō Noda einmal in das Publikum. Ein Ausruf, den jeder Fan versteht. Yōjirō Noda fragt, wie man das auf Deutsch sagt und die Fans antworten: „Ich liebe dich!“. Gitarrist Akira Kuwahara und Yōjirō Noda schauen sich an, sagen dann beide schüchtern, aber entschlossen ins Mikro: „Ich liebe dichi!“ Das I am Ende kommt daher, dass Japaner:innen es nicht gewohnt sind, Wörter mit einem Konsonanten zu beenden. Das zauberhafte i am Ende macht die Botschaft noch herzlicher.

Fazit: Gerne immer wieder!

Als das Konzert vorbei ist, braucht man über das Fazit nicht lange zu diskutieren: RADWIMPS haben abgeliefert. Fast zweieinhalb Stunden gab es unglaublich tolle Musik, energetische Performances, liebevolle Ansprachen und das Gefühl, der Band, die sonst so weit weg ist, wirklich ganz nah zu sein. Wir hoffen, dass RADWIMPS wiederkommen und freuen uns auf die neuen Songs, die sie dann mitbringen. Vielleicht sind es wieder Songs aus einem Film von Makoto Shinkai. Und selbst wenn nicht: Die Band hat sich fest in den J-Music-Herzen der Fans weltweit verankert. In diesem Sinne, vielen Dank, RADWIMPS, für dieses mega Konzert!

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