Musik von hier: Domingo

Fotos: Inga Pöting
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Domingo ist Gitarrist, Geschichtenerzähler und ein Freund des Großstadtrauschens. Oft fährt er in einem einzigen Monat quer durchs ganze Ruhrgebiet, um seine Songs unter die Leute zu bringen. Die Musikszene seiner Wahl-Heimat Duisburg ist für ihn spannend und spontan.

Extraschicht 2014. Wir stehen auf Zeche Zollverein im Regen. In knapp zwei Stunden soll es losgehen mit der Musik auf der coolibri-Bühne, aber die Technik ist noch nicht da, weil der Soundmann im Stau steht, und es hört einfach nicht auf zu gießen. Domingo, erster Act des Abends, ist mit Gitarre unterm Arm pünktlich am Start. Während wir die Orga-Krise kriegen, ist der Songwriter die Ruhe selbst und hilft erstmal, den Pavillon aufzubauen. Wenig später steht er fertig verkabelt auf der Bühne und begeistert mit seinen warmen Akustik-Songs und pointiert erzählten Storys das regenjackenverpackte Publikum.
Bühnen sind Domingos zweites Zuhause. Er hat zwischen Duisburg und Dortmund schon fast jede bespielt, die im Singer-Songwriter-Rahmen irgendwie infrage kommt, und wenn gerade keine da ist, nimmt er gerne auch mit ein paar Quadratmetern Kneipenboden oder einem WG-Wohnzimmer vorlieb. „Wenn es vor Ort eine Anlage gibt, brauche ich nichts als meine Gitarre“, erklärt der 29-Jährige. In sehr kleinen Räumen geht’s auch ganz ohne Technik.

Domingo ist Gitarrist, Geschichtenerzähler und ein Freund des Großstadtrauschens. Oft fährt er in einem einzigen Monat quer durchs ganze Ruhrgebiet, um seine Songs unter die Leute zu bringen. Die Musikszene seiner Wahl-Heimat Duisburg ist für ihn spannend und spontan. Sein Album „Cookies, Books & Gold“ ist soeben erschienen.
Extraschicht 2014. Wir stehen auf Zeche Zollverein im Regen. In knapp zwei Stunden soll es losgehen mit der Musik auf der coolibri-Bühne, aber die Technik ist noch nicht da, weil der Soundmann im Stau steht, und es hört einfach nicht auf zu gießen. Domingo, erster Act des Abends, ist mit Gitarre unterm Arm pünktlich am Start. Während wir die Orga-Krise kriegen, ist der Songwriter die Ruhe selbst und hilft erstmal, den Pavillon aufzubauen. Wenig später steht er fertig verkabelt auf der Bühne und begeistert mit seinen warmen Akustik-Songs und pointiert erzählten Storys das regenjackenverpackte Publikum.

Bühnen sind Domingos zweites Zuhause. Er hat zwischen Duisburg und Dortmund schon fast jede bespielt, die im Singer-Songwriter-Rahmen irgendwie infrage kommt, und wenn gerade keine da ist, nimmt er gerne auch mit ein paar Quadratmetern Kneipenboden oder einem WG-Wohnzimmer vorlieb. „Wenn es vor Ort eine Anlage gibt, brauche ich nichts als meine Gitarre“, erklärt der 29-Jährige. In sehr kleinen Räumen geht’s auch ganz ohne Technik.
Dominik Peters, wie Domingo eigentlich heißt, ist im Musik-Schmelztiegel Haldern am Niederrhein aufgewachsen. Das flache Land liegt ihm bis heute am Herzen – seine zweite Heimat ist das Ruhrgebiet. Nach dem Zivildienst zog er nach Bochum, wo er mit „The Dusty Taste of Goldhamme“ eine Mini-Hymne für seinen Stadtteil schrieb – 30 melodiöse Sekunden lang spürt man den Großstadtstaub auf der Zunge, zurückbleibt ein wohliges Gefühl.
Ein eigener Song für Domingos aktuellen Wohnort Duisburg steht noch aus. In der Zwischenzeit spricht der Musiker in den höchsten Tönen von der Kulturszene der Stadt, die aus seiner Sicht zu Unrecht oft in schlechtem Licht dasteht. „Hier tut sich einiges. Es gibt viele Läden für Live-Musik, und da sieht man richtig gute Sachen – nicht einfach Leute, die eine Gitarre in der Hand halten können, sondern starke, internationale Künstler.“ Zum Beispiel im Grammatikoff, in der Krümelküche, im Café Graefen, im Musterzimmer oder im Indie, die alle zentral in Hauptbahnhofsnähe liegen. „Die Kneipiers dort sind aufgeschlossen und spontan, die haben Bock auf gute Konzerte.“ Domingo muss es wissen – er hat all diese Orte schon selbst bespielt.

Nach Auftrittsmöglichkeiten muss der Songwriter inzwischen nicht mehr fragen. Er wird eingeladen, oft mehrmals im Monat. Nicht nur von Kneipen- und Clubbesitzern, sondern auch von kleinen Festivals und befreundeten Bands. In den vergangenen Jahren hat sich eine unabhängige kleine Musikszene gebildet, die vom Niederrhein über das Ruhrgebiet bis nach Köln reicht. „Klar ist die Szene eigentlich sehr groß, aber die Leute, die ähnliche Interessen haben, treffen sich immer wieder.“ Eine treibende Kraft ist die Initiative Kein Platz für Konzerte: Zwischen Krefeld und Kleve organisieren Musiker für Musiker Live-Gigs in etablierten Orten und in Off-Locations. Das Team steht in engem Kontakt mit dem Haldern-Pop-Label, das lokale und internationale Bands bedient, und lädt häufig auch Künstler aus dem Ruhrgebiet ein. Bei Domingo sind durch die Musik viele Freundschaften gewachsen, im Ruhrgebiet etwa zu den Indierockern The Great Faults, in Köln zu der Folk-Formation We Used To Be Tourists. Auch die sind wiederum gut vernetzt. „Die Achse Köln – Dortmund habe ich so ziemlich komplett gespielt“, sagt Domingo. Er meint damit die Zugstrecke. Auto fährt er so gut wie nie.
Sein Debüt-Album „Cookies, Books & Gold“ hat Domingo teilweise im eigenen Wohnzimmer, teilweise bei Kerzenlicht in einer leer stehenden Schuhmanufaktur in Duisburg aufgenommen. We Used To Be Tourists steuerten den ein oder anderen Background-Gesang bei, Kumpel David Alders, der seinerseits als Gitarrist die Kneipenbühnen im Revier unsicher macht, half an den Drums aus. Das ist aber auch schon fast alles, was neben Domingos Stimme und seiner Gitarre auf der Platte zu hören ist – ganz anders als bei den Vorgänger-EPs, die oft mit kompletter Band arrangiert waren. „Das war einfach eine ziemliche Diskrepanz zu meinen Live-Gigs, die ich fast immer alleine spiele.“

Eine Studio-Spielerei hat Domingo sich aber doch erlaubt: Im letzten Song „White Noise“ hört man das Rauschen Duisburgs im Hintergrund. Bei einem nächtlichen Spaziergang hat Domingo den knackenden Schnee unter seinen Schuhen und die Motorengeräusche der vorbeifahrenden Autos aufgenommen. „In der Stadt liegt immer so ein Grundrauschen in der Luft. Auch nachts ist nie ganz Ruhe. Am Niederrhein dagegen ist es komplett still. Wenn du da mit offenem Fenster schläfst, hörst du höchstens in drei Kilometern Entfernung einen Rheindampfer vorbeifahren.“ Bei Domingo keine Einteilung in gut und schlecht – nur eine Würdigung der Kontraste seiner beiden Heimaten.
Von alltäglichen Dingen wie dem Pulsieren der Großstadt lassen sich viele Songwriter inspirieren. Aber nicht jeder denkt und erzählt die Geschichten, die für Domingo „auf der Straße liegen“, auch zu Ende. Domingo singt davon, wie er vor einem Auftritt bei einer Hochzeit an einem Youtube-Tutorial scheitert („How To Tie A Windsor Knot“). Oder davon, wie ein nagelneues Wohnzimmerregal zum Ärgernis wird und er sich stattdessen in einen Flohmarktschrank verliebt („Take A Look“). Und wie er eines morgens nichtsahnend im Bad ausrutscht und sich einen Zahn ausschlägt („Accident“). Das sind vielleicht keine Geschichten, die unbedingt erzählt werden müssen. Wer Domingo im Schummerlicht einer Kneipe spielen sieht, während der Hut herumgeht, will sie aber unbedingt hören.

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