Nieten, Ketten, Gitarrengeheule: Judas Priest im Interiew

Foto: Sony Music
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Neben Iron Maiden gibt es kaum eine Band, die die Ideologie des Heavy Metal so linientreu verfolgt wie Judas Priest. Sänger Rob Halford macht nun seit 50 Jahren Musik und erlebt derzeit seinen dritten Frühling. Das liegt vor allem an der großen musikalischen Klasse vom aktuellen Priest-Album „Firepower“. Nun gastiert die Band in der Westfalenhalle.

Nieten, Ketten, Gitarrengeheule und ein komplett in Leder gekleideter Rob Halford, der mit einer Harley Davidson auf die Bühne einfährt – das sind geballte Judas Priest-Trademarks, die seit Jahrzehnten Bestand haben. „Ich empfinde vor allem Dankbarkeit darüber, dass ich so lange am Ball bin – ich habe ja nicht umsonst mein Leben dem Heavy Metal gewidmet“, sagt Rob Halford über sein Dasein als Frontsirene. Als Musiker hat er gelernt wie man über viele Jahre hinweg wahrhaftig bleibt: „Du musst viel in deine Kompostionen investieren, sie müssen atmen und sich frei bewegen können. Du darfst sie nicht zu sehr kontrollieren, denn sonst verlieren sie den Geist, die Seele und den Sinn für das Abenteuer. Musik ist lebendig und du als Produzent von Tonfolgen musst dieses Leben frei geben.“

„Ich habe mich immer wieder gefragt, wo ich im Leben stehe“

Es hat sich ausgezahlt, dass die Band zum ersten mal seit dem „Painkiller“-Album von 1990 alles komplett im Studio eingespielt hat. „Unser Produzent Andy Sneap hat uns da hingeführt. Alles fühlt sich sehr echt an. Ein Studioproduzent ist immer ein bisschen wie der Trainer einen Fußballmannschaft. Er will dich jedes Mal ein bisschen besser machen und treibt dich ständig zu Höchstleistungen an“, sagt Rob. Und so hat der homosexuelle Metalgott auch probiert, entsprechende Lyrics für das „Firepower“-Album zu entwickeln: „Ich habe mich immer wieder gefragt, wo ich im Leben stehe und kann es doch nicht richtig beantworten. Jetzt bin ich 66 Jahre alt, manchmal fühle ich mich ängstlich und manchmal wie ein unverbesserlicher Berufsjugendlicher. Ich habe probiert genau das umzusetzen, wie ich mich derzeit fühle. Meine innere Stimme und mein Alter sind schon wichtige Parameter dafür, was ich dann zu Papier gebracht habe.“ Gerade mit dem Song „Rising From Ruins“ beschreibt Halford, wie wichtig es ist, sich immer wieder aus einem Haufen Schutt und Asche neu zu erfinden. „Intoleranz ist gerade auf dem Vormarsch und in Amerika bietet uns die politische Klasse eine lächerliche Freakshow. Du kannst dich fast jeden Tag aufregen, was schief läuft – es ist zum verrückt werden“, so redet sich Halford in Rage. Aber so lange dieser Sänger seine Wut in Songs kanalisieren kann, macht das Hoffnung auf eine bessere Welt.

Judas Priest: 8.8. Westfalenhalle, Dortmund

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