Ein Besuch im Franz Ferdinand ist verwirrend – aber unbedingt empfehlenswert. Warum verwirrend? Wer sich einmal aus Bochums grauer Innenstadt bis zum Tierpark am Stadtpark vorgearbeitet hat, ist zwar in einer grüneren Wirklichkeit angelangt, einem Umfeld, das man fast als schön bezeichnen könnte. Bis nach Wien sind es allerdings immer noch gut 900 Kilometer – und irgendwie ist man doch schon da.
Die Geschäftsführer des Franz Ferdinand mit den wenig österreichischen Namen Alessandro Maceri und David Jezierowski nennen ihr Kaffee-Restaurant selbst Beisel. Der Begriff bezeichnet in Österreich eigentlich ein bodenständiges Gasthaus, eine Kneipe mit gutbürgerlicher Küche. Im Hinterraum wirkt das Franz Ferdinand mit seinen kaiserlichen Gold-, Silber- und Grüntönen jedoch mindestens wie ein Nobelbeisel.
Ein Blick in die Speisekarte bestätigt diesen Eindruck. Ein preislicher Ausreißer nach unten sind bei den Hauptgerichten die Tiroler Kasspatzen in Bergkäse mit Röstzwiebeln und Salat für 13,80 Euro. Das Kaiserschnitzel vom Jungschwein ist für 16,80 Euro zu haben und für das echte Wienerschnitzel vom Kalb muss der Gast schon 21,90 Euro auf den Tisch legen. Natürlich tut er das – denn woran, wenn nicht am echten Wienerschnitzel, will man dieses Restaurant beurteilen.
Von draußen dringen fremde Vogelstimmen an unser Ohr. Achja, der Tierpark. Trotzdem ist auch das: verwirrend. Doch irgendwo zwischen Wien und Urwald warten äußerst empfehlenswerte Schnitzel. Wir bestellen natürlich beide – für den Vergleich.
Das Kaiserschnitzel kommt mit Häuptlsalat und Gröstl – also Kopfsalat und Bratkartoffeln – und ist eigentlich schon perfekt. Das Fleisch ist dünn und zart, die Panade knusprig, nicht fettig. Allerdings – und das konnte man wirklich kaum erwarten – ist es tatsächlich noch ein himmelweiter Unterschied zum echten Wienerschnitzel vom (deutschen) Kalb. Es kommt mit hervorragend sahnig-kräuterig angemachtem Erdäpfel-Vogerlsalat (also Kartoffel-Feldsalat) und ist noch zarter, knuspriger, schmackhafter. Ein Genuss wie man ihn selbst in Wien nur selten findet und in unseren Breitengraden schon gar nicht. Vor lauter Überschwang bestellen wir noch Sachertorte mit Schlagobers (5,20 Euro) und Apfelstrudel mit Mandeleis (7,50 Euro) hinterher, Nachtisch geht immer, und wir bereuen es nicht. Eine Reise nach Wien will eben voll ausgekostet werden.
Franz Ferdinand, Klinikstr. 51, Bochum