Faszinierende Fassaden aus dem Ruhrgebiet und drumherum

Schloss Bodelschwingh. Foto: Stephan Schütze
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Corona wirbelt viele touristische Aktivitäten durcheinander. Gut ist es da, wenn Gebäude nicht nur mir innerer Schönheit betören, sondern auch von außen, mit Abstand betrachtet hübsch sind. Da sind zum Beispiel die vielen Schlösser in der Region, die die Besucher schon von weitem wissen lassen: Hier haust ein Stück Geschichte. Und zahlreiche beeindruckende Villen. Wir haben auf und hinter Fassaden geschaut.

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Essen: Villa Hügel

Die Villa Hügel mit ihren 269 Räumen thront inmitten eines 28 Hektar großen Parks über dem Baldeneysee. Von 1873 bis 1945 war sie das Wohnhaus und Refugium der Unternehmerfamilie Krupp, mimte aber auch den würdigen Rahmen für zahlreiche Empfänge und Festlichkeiten. Unter den Gästen waren Kaiser und Könige, Unternehmer aus aller Welt, Politiker und Regierungschefs vieler Nationen, Wissenschaftler und Künstler. Heute ist die schmucke Villa Eigentum der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung. Sie gilt als ein Symbol des Zeitalters der Industrialisierung.

Villa Hügel. Foto: Foto: Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung / Peter Gwiazda

Dortmund: Schloss Bodelschwingh

Schloss Bodelschwingh – ein Wasserschloss im Renaissance-Stil – ist eine der letzten Anlagen im Ruhrgebiet, die sich noch in Privatbesitz befinden. Um 1300 erbaute Ritter Giselbert I., genannt Speke, ein Zweikammerhaus auf Eichenpfählen. Alle Teile des Wasserschlosses ruhen bis heute auf diesen Pfählen, die durch das umgebende Wasser konserviert werden. 1302 übertrug der Ritter das Haus „Bodelsvenge“ an den Grafen von der Mark und erhielt es im Gegenzug zum Lehen zurück. Diese erste urkundliche Erwähnung des Hauses Bodelschwingh enthält bereits das Symbol, das bis heute das Wappen der Familie von Bodelschwingh ziert: eine rautenförmige, an den Ecken verzierte Schnalle. Der Erbe von Ritter Giselbert, Ernst I., nannte sich „de Bodelswinge“ und erwarb 1336 die örtliche Gerichtsbarkeit. Mit der Zeit kam mancher an den Pranger, mancher an den Galgen. Doch das ist Geschichte. Heute setzen die Besitzer auf Landwirtschaft und das Konzept „Wohnen und Arbeiten auf Schloss Bodelschwingh“. Die Vorburg und ein Großteil des Parks dienen den Bewohnern als Erholungsraum. Sie sind, ebenso wie das Schloss, nur in seltenen Fällen der Öffentlichkeit zugänglich. Dann aber kommt sie in Scharen.

Schloss Bodelschwingh. Foto: Stephan Schütze

Altena (Sauerland): Burg Altena

Die Burg Altena gilt als eine der schönsten Höhenburgen Deutschlands. Sie thront in malerischer Lage hoch über der alten Drahtzieherstadt, der sie ihren Namen gab. Der einstige Wehrbau, im 12. Jahrhundert errichtet, hat harte Zeiten hinter sich. Zeitweise nutze man ihn als Gefängnis, als Kriminalgericht, als Armenhaus. Und da war starker Verfall. Doch das Blatt wendete sich: Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde die Burg Altena umfassend renoviert und zu der imposanten Burg umgestaltet, die heute so viele Menschen in ihren Bann zieht. Seitdem lässt sie die Herzen von Ritter- und Burgenfans höherschlagen.

Burg Altena. Foto: Märkischer Kreis

Wuppertal: Von-der-Heydt-Turm

„Rapunzel, lass dein Haar herunter“ – das denkt mancher, wenn er vor dem Von-der-Heydt-Turm steht. Der steht tief im Wald der Königshöhe und ist ein seltenes Beispiel für einen Aussichtsturm im Stil der Deutschen Renaissance.
Die Geschichte der Turms reicht bis ins 19. Jahhundert zurück. 1891 beschloss der Elberfelder Verschönerungsverein, der Stadt Wuppertal 5000 Reichsmark für einen Aussichtsturm auf dem Kiesberg zu stiften. Mit der städtischen Zusage zur Beteiligung und mit Stiftungsgeldern der Familie Von der Heydt konnte das Bauvorhaben realisiert werden. Die Höhe des märchenhaften Bauwerks: 20 Meter.

Von-der-Heydt Turm. Foto: Adobe Stock

Dortmund: Hohensyburg

Tief im Dortmunder Süden, nicht weit von der gleichnamigen Spielbank entfernt, liegt mit der Hohensyburg eine der ältesten Burgruinen des Ruhrgebiets. Die Syburg wurde im 12. Jahrhundert auf dem Gelände einer ehemaligen sächsischen Fliehburg erbaut. Aus Ruhrsandstein. 1287 dann kam es zur teilweisen Zerstörung. Seit 1945 ist die sehenswerte Ruine im Besitz des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe. Der Mauerring, zwei Bergfriede und auch ein Saalbau (Palas) sind noch zu erkennen.
Und wer die Hohensyburg bestaunt, kann gleich auch noch einen Blick kauf den 20 Meter hohen Vincke-Turm nebendran werfen. Der Aussichtsturm wurde 1857 zu Ehren des ersten Oberpräsidenten der Provinz Westfalen errichtet.

Hohensyburg. Foto: Stephan Schütze

Mülheim an der Ruhr: Schloss Broich

Blutige Schlachten und höfischer Glanz: In den Fassaden von Schloss Broich schlummert Geschichte. „Die bedeutendste karolingische Befestigungsanlage im deutschen Sprachraum“ – diesen etwas sperrigen Titel trägt es seit Ausgrabungen in den 60er-Jahren, bei denen sich sein wahres Alter offenbarte. Die Ursprungsanlage von Schloss Broich entstand im 9. Jahrhundert, vermutlich als Sperrfort gegen die Normannen, die 883 Duisburg erobert hatten. Ende des 11. Jahrhunderts ließen Edelherren die Anlage dann zum Dynastensitz ausbauen, bevor es im 12. Jahrhundert zu einem völligen Um- bzw. Neubau kam. Da wurde die heutige Ringmauer errichtet, in deren Mitte sich ein riesiger, heute als Turmstumpf ergrabener Bergfried befand. Doch Schloss Broich fand keinen Frieden. Immer wieder kam es zu Zerstörungen. Im 17 Jahrhundert schließlich wurde das heutige Hochschloss erbaut. Heute ist es im städtischen Besitz und zeigt sich als spannender Kontrast zu den Hochhäusern Mülheims.

Schloss Broich. Foto: Friederike Scholz / MST

Essen: Schloss Landsberg

Schloss Landsberg liegt in einem Waldstück oberhalb der August-Thyssen-Straße. Es wurde Ende des 13. Jahrhunderts von Graf Adolph V. von Berg zum Schutz eines wichtigen Ruhrübergangs gebaut. Im 17. Jahrhundert kam es zu umfangreichen Umbauten vorgenommen, die den alten Wehrbau in ein Renaissance-Schloss verwandelten. 1903 dann gelangte es in den Besitz des Großindustriellen August Thyssen, der es zu einem repräsentativen Wohnsitz umgestaltete. Fortan fanden dort viele Veranstaltungen des Industriellen statt. Heute gehört Schloss Landberg zur ThyssenKrupp-Gruppe und wird als Fortbildungsstätte genutzt. Hinter dem Schloss finden sich Wanderwege.

Schloss Landsberg. Foto: Sandra Heick
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