FabLab: Wo Utopien Realität werden

Fotos: FabLab Bottrop
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Eine Minifigur von sich selbst im 3D-Printer ausdrucken? Einen 3000er Berg in der Virtual-Reality-Brille erklimmen? Im FabLab der Hochschule Ruhr-West in Bottrop ist (fast) alles möglich! Was genau das FabLab ist und warum es jeder unbedingt einmal besuchen sollte, hat sich coolibri-Autorin Dinah Bronner aufgemacht zu erkunden.

Ein Zukunftslabor für fabelhafte Erfindungen. Eigentlich kommt „FabLab“ von „Fabrication Laboratory“, aber das Wort fabelhaft passt im Falle des FabLabs an der Bottroper Hochschule Ruhr-West genauso gut. Zwischen Nähmaschine, Platinfräse, 3D-Drucker und Virtual-Reality-Brille entsteht definitionsgemäß „fast alles“, von fantasievollen Skurrilitäten zu industriellem Hightech-Zubehör.

Fotos: FabLab Bottrop

„Das Konzept des ‚Fabrikationslabors‘ geht auf den US-Wissenschaftler Neil Gershenfeld zurück, der an der MTA University in Massachussets vor 14 Jahren unter dem Motto ‚how to make (almost) anything‘ das erste FabLab eröffnete“, erklärt Marcel Keller, Technischer Mitarbeiter und Gründer des offenen Nachmittags im Bottroper Labor. An jedem ersten und dritten Mittwoch im Monat ist das FabLab für ausnahmslos alle Interessierten geöffnet. Daneben gibt es feste Tage für angemeldete Projekte und universitätsinterne Seminare. Mit Keller gehören 22 Studentische Hilfskräfte zum Bottroper Team, die an sieben verschiedenen Forschungsprojekten arbeiten und sich als Teil der internationalen ‚Maker-Community‘ sehen. So reisen die SHKs des FabLabs zu internationalen Kollegen-Versammlungen auch mal nach Toulouse, Lissabon und Shenzhen. Knapp 1500 offizielle FabLabs im Gershenfeldschen Sinne gibt es weltweit. Davon etwa 50 in Deutschland, Tendenz steigend. Kein Wunder, dass die technischen Studiengänge der Hochschule in Bottrop Begeisterung anziehen. „Das gehört natürlich auch dazu“, erzählt Keller. „Es freut uns sehr, dass sich viele nach regelmäßigen Besuchen im FabLab dazu entscheiden, in unseren Fachbereich zu kommen“.

Fotos: FabLab Bottrop

Dass hier weltbewegende Technologie entsteht, spürt man auch an der menschlichen Motivation, die im Raume schwebt. Die durchweg enthusiastische Truppe aus Studenten und Professoren nimmt jeden an die Hand, der zu Besuch erscheint, weist in Virtual Reality Software und 3D-Drucker ein und gibt Einblick in aktuelle Forschungsprojekte: Da geht es um 3D-gedruckte Lebensmittel und die globale Zukunft des Essens, um digitale Hilfsmittel in der Inklusion und um die internationale Vernetzung zur weltweiten Entwicklung der Textil- und Ökoindustrie. Dazu gehört auch die Diskussionsbereitschaft zu Technologie, Kompetenz und Verantwortung. „Wenn man beobachtet, wie drastisch die Kurve der technologischen Entwicklungen steigt und wie weit die Kurve der menschlichen Kompetenz davon abdriftet, ist es definitiv wichtig, sich solche Fragen zu stellen“, sagt Prof. Dr. Michael Schäfer, Leiter des FabLabs am Campus Bottrop. Vieles, was uns vor Jahren reine Utopie erschien, sei inzwischen realisierbar. So auch die Technologie CRISPR/Cas, die derzeit ebenfalls in einer Steilkurve entwickelt werde und zur gezielten Manipulation und Reproduktion von DNA diene. „Wenn ich solche Dinge sehe, wird mir selbst teilweise mulmig: Konkret gesagt, ist damit Jurassic Park in echt in naher Zukunft denkbar.“

Fotos: FabLab Bottrop

FabLabs seien aber keinesfalls für Wissenschaftler allein gedacht. „Manch einem helfen wir dabei, Ersatzteile für die eigene Prothese oder den Rollstuhl auszudrucken. Andere kommen vor einer Steampunk-Convention und designen sich verrückte Kleidungsstücke“, erzählt SHK Lena Hagenauer. „In erster Linie soll das FabLab ein offener Ort des Ausprobierens sein“, betont auch Industriedesigner Robert Reichert: „Auf fantasievoller Kreativität und Durchhaltevermögen basiert im Grunde jede große Erfindung.“ Wo in unserer Zeit Bildung und Gesellschaft Mut und kindliche Fantasie zunehmend eindämmen, sei das ‚Machen‘ selbst der beste Weg, um dieser Entwicklung entgegenzuwirken. Auch dies ist ein Ziel der ‚Maker-Community‘.

Das Herumexperimentieren mit der Zukunft steckt definitiv an und es fällt schwer, sich vom Geschehen im Lab loszueisen. „Das beobachten wir auch in unseren Workshops“, erzählt Keller. „Da kommen oft Angestellte aus den obersten Chefetagen. Zunächst sind sie skeptisch, wenn sie mit Heliumballons herumexperimentieren sollen. Aber am Ende des Tages wollen die meisten gar nicht mehr gehen.“

FabLabs im Ruhrgebiet

HRW FabLab Lützowstr. 5, Bottrop, offener Abend an jedem 1. und 3. Mittwoch im Monat, 15.30-19.30 Uhr
Dezentrale Dortmund Richardstr. 18, Dortmund, mittwochs 15-20 Uhr
3D Druckzentrum Ruhr  Atelierhaus, Schützenbahn 19/21, Essen, 24/7 nach Anmeldung
FabLab Lünen Lanstroper Str. 6, Lünen, offener Basteltreff jeden Mittwoch, 19-0 Uhr
Worldfactory Practice O-Werk Opelring 1, Bochum (In Planung)

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