Elton John drei Mal in Köln: Mach’s gut, Rocket Man!

Elton John am ersten der drei Abende in der Lanxess Arena Köln. Foto: Ben Gibson / HST Global Limited t/a Rocket Entertainment
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Wenn lebende Legenden ein letztes Mal die Bühne betreten, ist das schon ein merkwürdiges Gefühl. Wenn eine mehr als ein halbes Jahrhundert andauernde Karriere ihr Ende findet, geht ein Stück Musikgeschichte. So nun auch mit Elton John, der mit 76 Jahren endlich seinen wohl verdienten Ruhestand antreten wird. Wir waren bei einem seiner drei letzten Deutschlandshows in der Kölner Lanxess Arena dabei.

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Elton John: 333 Konzerte in fünf Jahren

„Farewell Yellow Brick Road“ – so lautet der Name der letzten Tour von Elton John, der 1969 (!) sein Debütalbum und seitdem über 30 LPs veröffentlichte. Eine davon, „Goodbye Yellow Brick Road“, erschien 1973 und ist unschwer erkennbar der Namensgeber für den großen Abschied. Ihr entspringt auch der bekannte Titelsong, der jedes Konzert der Reihe als dritte Zugabe abschließt.

23 Songs hat Sir Elton Hercules John vorbereitet, zweieinhalb Stunden geht die Show, die um eine Minute nach 20 Uhr beginnt und um 22:30 Uhr am 16.5.23 in der Lanxess Arena endet. Es ist das erste von drei Konzerten in der Domstadt. Zu jedem strömen 16.000 Besucher:innen. Die drei Köln Gigs sind die letzten hierzulande. Bisher gab es die „Farewell Yellow Brick Road“-Tour bereits je einmal in Bremen, Stuttgart, Oberhausen, Hannover, Wiesbaden, Frankfurt und Leipzig, zweimal in München, dreimal in Hamburg und dreimal in Berlin zu sehen.

Zum Finale gibt es einen Konfettiregen. Foto: Ben Gibson / HST Global Limited t/a Rocket Entertainment

Manche der Shows liegen allerdings bereits vier Jahre zurück – die 333 Auftritte umfassende Tour startete nämlich im September 2018, musste jedoch Corona bedingt lange pausieren. Komplett abgesagt wurden gerade einmal zwölf Gigs, was für so einen Zeitraum und so eine Quantität überschaubar ist. Allerdings ist die letzte Absage erst wenige Tage her: Mannheim wurde am Samstag krankheitsbedingt gestrichen. Köln bangte, durfte dann aber mit einer positiven Nachricht am Montagmorgen doch durchatmen und sich weiterfreuen.

Mit 76 Jahren immer noch unverkennbar

Elton John mag man aus mehreren Gründen. Er wirkt stets sympathisch und liebenswert, hält auch mit politischen Statements nicht zurück, war einer der ersten offen lebenden queeren Artists überhaupt und hat eben über fünf Jahrzehnte immer wieder Hits geliefert. Welchen man am meisten mag, das ist wohl eindeutig Geschmackssache. Leider finden auch nicht alle den Weg auf die Setlist, so müssen zum Beispiel die „König der Löwen“-Fans ganz stark sein: Weder „Circle of Life“ noch „Can You Feel The Love Tonight“ sind dabei. Auch das kultige Duett „Don’t Go Breaking My Heart“ mit Kiki Dee setzt heute aus, genauso wie „Nikita“.

Auf der anderen Seite gibt es aber einen Sprung durch eine langjährige Karriere mit den Dauerbrennern „I’m Still Standing“, „Sad Songs (Say So Much)“, „Sorry Seems to Be the Hardest Word“, „Don’t Let the Sun Go Down on Me“, „Tiny Dancer“, „Candle in the Wind“, „Crocodile Rock“ und natürlich „Your Song“. Außerdem: „Cold Heart“, das erst 2021 mit Dua Lipa zum Welthit wurde. Übrigens die sechste Dekade, in der Singles von ihm die Charts knackten.

Elton John: Bilder einer gewaltigen Geschichte im Bilderrahmen

Die Bühne ist groß, aber in den Effekten nicht übertrieben. Ein riesiger Bilderrahmen stellt den Hintergrund. In ihm werden abwechselnd Szenen aus Eltons Karriere, teilweise auch private Familienaufnahmen gezeigt, dann sind es Szenen aus Musikvideos, manchmal tanzende Menschen, die eine Message transportieren wollen oder man sieht das aktuelle Livetreiben in schnellen Kameraschnitten. Natürlich regnet es auch einmal Konfetti. Links und rechts neben der Hauptbühne gibt es noch kleinere Bildschirme, sodass auch die Menschen in den Oberrängen Elton Johns Gesicht aus der Nähe mitbekommen.

Unten läuft der Rahmen aus und verschwimmt. Auf der Hauptbühne werden die Videos gespiegelt. Es gibt zwei Etagen für die sechsköpfige Band und vorne ausreichend Platz für einen Flügel, der häufiger elektronisch von links nach rechts verschoben wird, sodass man mal näher, mal etwas weiter weg von dem Protagonisten ist. Der spielt mit seinen 76 Jahren ganz fantastisch Klavier, zeigt wunderschöne emotionale Läufe und legt auch in seinen Gesang die gewohnte Tiefe.

Ein halbes Jahrhundert Showbusiness auf dem Buckel – dieser melancholische Rückblick ist zweifellos zu hören und zu sehen. Tonal liefert Elton John auch im hohen Alter noch richtig gut ab. Auch seine sechs Bandmember, wovon viele ihn seit Ewigkeiten begleiten, spielen alle makellos an ihren Instrumenten. Gleich zwei sitzen an großen Drums, einer davon übernimmt auch den Backgroundgesang. Dann gibt es eine Vielzahl an Percussions, einen Bass, ein Keyboard und eine Gitarre. Man ist aufeinander eingespielt, handelt es sich immerhin um die 303. Show, die 300. fand letzte Woche in Berlin statt.

Nur noch zwei Monate – dann heißt es: Mach’s gut, Rocket Man!

Bis zum 8.7. ist noch gut zu tun. Diverse Städte Europas stehen auf der Agenda und kommen in den Genuss der finalen Tour des legendären Elton John, zu dem es bereits einen biographischen Film („Rocketman“, 2019) gibt, der äußerst erfolgreich lief. In Stockholm ist the final curtain call. Danach wird Elton auf eigenen Wunsch pensioniert. Drei Outfits trägt er in Köln. Eben so schillernd, bunt und mit Glitzersteinchen behaftet, wie man es kennt. Dazu die unersetzlichen schrillen Brillen. Er gehört zu den letzten richtig Großen. Irgendwo in einer Riege mit Tina Turner, Bruce Springsteen, Michael Jackson, Stevie Wonder. Eben die, die die Musikwelt ein klein wenig spannender und besser gemacht haben. Aber das wird sich zum Glück auch nach dem 8.7. nicht ändern.

Mehr zu Elton John auf seiner Website, bei Facebook und Instagram.
Die beiden letzten Termine: 18.5. & 19.5., Lanxess Arena Köln

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