„Gast-Haus statt Bank“ lautet das Motto sowie der Name der Ökumenischen Wohnungslosen-Initiative in Dortmund. Seit August gibt es hier viele neue Angebote.
Vor allen Dingen mangele es der Stadt an öffentlichen Toiletten und Trinkbrunnen, die 24 Stunden am Tag zur Verfügung stehen – ein Fazit, zu dem Anna Sueck, Projektkoordinatorin im Gesundheitshaus auf der Rheinischen Straße, immer wieder kommt. Nur die wenigsten trauen sich, in einem Café zu fragen, ob sie kurz aufs Klo dürfen – die Scham überwiegt.
Schon am frühen Morgen warten viele Wohnungs- und Obdachlose darauf, dass die Türen des Hauses mit der roten Fassade geöffnet werden und es ein kleines, feines Frühstück und gemütliche Räume zum Aufwärmen gibt. Wieder eine Nacht im Stadtkern der Ruhrmetropole geschafft, oft nur mit Ach und Krach. Neben Duschen und WCs bietet die Einrichtung saisonale Kleidung, die in den riesigen Holzregalen nach Größen sortiert bereitliegen, und ein Angebot zur Kreativität, bei der viele durchs Malen und Zeichnen längst vergessene Talente wiederentdecken. Spiele- und Kulturabende sind ebenso ein Teil, um dem Alltag zu entfliehen.
Das Team wächst stets und damit auch die Möglichkeiten. Ärzt:innen der Allgemein- und Zahnmedizin, die die Besucher:innen regelmäßig untersuchen, gehören fest dazu. Die täglich angebotene Seelsorge ist der richtige Ort für die psychische Gesundheit und um den Kopf freizukriegen. Seitens der Gäste sind aber auch Gottesdienste gewünscht.
Ein vielleicht zunächst irritierender, dann aber komplett einleuchtender Aspekt: Das Gast-Haus bietet auch Grundkenntnisse für die digitale Welt an. Wohnungslose Menschen sind ohne internetfähige Handys oder PCs, durch die sie freie Wohnungen finden können, aufgeschmissen, bekommen hier aber Support.
Neue, tolle Erkenntnisse konnten Anna Sueck und ihre Kolleg:innen gewinnen, als sie anfingen, mehr Termine exklusiv für Frauen anzubieten. Frauen fühlen sich häufig in der männerdominierten Umgebung unwohl, gehen jedoch im Austausch mit anderen Frauen komplett auf, sodass auch unterschiedliche Bildungsstände keine Rolle mehr spielen. Plötzlich finden dann die ehemalige Grundschulleiterin und eine drogenabhängige Sexarbeiterin auf magische Art eine mentale Verbindung.
Aktuell wird an mehr Barrierefreiheit für Menschen mit Gehbehinderung gearbeitet und an einem größeren Sprachangebot, um zum Beispiel Osteuropäer:innen besser zu unterstützen. 365 Tage im Jahr freut sich das Team über Geldspenden, aber auch über Kleidung, Lebensmittel und Hygieneartikel. Was genau benötigt wird, kann auf der Website erfahren oder vor Ort erfragt werden. Kreative Ideen oder ehrenamtliche Tätigkeiten sind ebenso gern gesehen. Für ein größeres „Wir“-Gefühl zum Jahreswechsel und darüber hinaus.
Mehr Infos zum Gast-Haus Dortmund auf der Website, bei Facebook und Instagram.
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