Der perfekte Ruhrlaubstag: Auf Tour im Westen

Teil der Brunnenmeile in Duisburg | Foto: Nils Hofmann
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Was vor Corona für so einige Reiselustige undenkbar war, ist im Sommer 2020 Realität: Urlaub in Deutschland, ja, sogar vor der eigenen Haustüre. Dass dies gar keine schlechten Aussichten sind, zeigen wir vom coolibri bei einer Tour im westlichen Teil des Ruhrgebiets. Stefanie Rink und Christine Czwalina nehmen euch mit auf ihren perfekten Ruhrlaubstag in Duisburg. Was genau ihr nacherleben könnt, erfahrt ihr hier.

Im westlichen Ruhrgebiet liegt an der verschwimmenden Grenze zum Niederrhein die Stadt Duisburg. Hier mündet die Ruhr in den Rhein, was den größten Binnenhafen Europas zur Folge hat. Neben all dem Wasser finden sich in dieser Großstadt aber auch zahlreiche Grünoasen zur Erholung. Daher schlendern wir durch idyllische Parks, bestaunen industrielle Denkmäler und anderes künstlerisches Schaffen. Den einen oder anderen Leckerbissen gibt’s ebenso, doch für ein ausklingendes Picknick am Abend sollte Proviant gepackt sein. Auf geht’s.

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Frühstück am Rheinpark

Am Morgen machen wir uns – eines Urlaubs angemessen – als erstes auf an den Strand. Der feinkörnige Außenbereich des Ziegenpeters am Rheinpark ist ein pittoreskes Plätzchen für einen gelungenen Start in den Tag. Hier schlürft man genüsslich seinen Kaffee, während der Blick über den Rhein samt reger Schifffahrt vorbei an der Brücke der Solidarität schweift und man gleichzeitig die Zehen in den Sand stecken kann. Zum Wachmacher werden etwa Käseplatten, namensgetreu unter anderem mit Ziegenkäse, kredenzt. Unsere Wahl fällt jedoch auf das Frühstück „Zum Löffeln“, einem selbstgemachten Vanillejoghurt mit frischem Obst und Müsli.

Foto: Nils Hofmann

Menschen mit und ohne Behinderung arbeiten im Ziegenpeter in einem Team und gestalten gemeinsam einen genussvollen Morgen. Die Gastronomie der Duisburger Werkstatt für Menschen mit Behinderung hat außerdem Leckereien im Repertoire, die als Mitbringsel bestens geeignet sind. Dazu zählen etwa Wein sowie selbst produzierte Marmeladen, Chutneys oder Gebäck. Frisch gestärkt schlendern wir weiter durch den Rheinpark. Zwischen Uferpromenade und Street Art an Erzbunkern und Co. finden sich unzählige schnieke Fotomotive.

Foto: Nils Hofmann

Liaison im Landschaftspark

Noch fulminanter wirkt der Landschaftspark Duisburg-Nord im Stadtteil Meiderich. Unser zweiter Punkt auf der Agenda ist ein wahres Mekka für Fotografie-Liebhaber. Schließlich ist der Kontrast zwischen den industriellen Relikten und der zurückerobernden Natur mehr als eindrucksvoll. Vor rund 25 Jahren begann der Wandel vom stillgelegten Thyssener Hüttenwerk zur Großstadtoase. Bei einer Führung, GPS-Schatzsuche oder mit einem Fahrrad (Verleih gibt’s vor Ort) lässt sich das 180 Hektar große Areal erkunden. Oder schlichtweg auf eigene Faust zu Fuß, so wie wir es tun.

Foto: Nils Hofmann

Uns fesselt gleich zu Beginn der Hochofen 5, der mit 70 Metern Höhe auf dem Gelände imponiert. Von der begehbaren Aussichtsplattform genießt man normalerweise (derzeit ist der Aufgang Corona-bedingt geschlossen) einen weiten Blick. Der Weg führt uns vorbei an ausgedienten Vorratsbunkern zu zwei Rundklärbecken, die heutzutage als Teich fungieren. Gräser und eine bunte Blütenpracht sorgen für malerische Bilder vor stählerner Kran-Kulisse. Eines der beliebtesten Fotomotive dürfte auch das angrenzende Kühlwerk mit seinen farbigen Lüftern sein, die sich spielerisch bei Wind bewegen.

Foto: Nils Hofmann

Wir bewegen uns bei Sonnenschein weiter zum Klarwasserkanal, wo an mehreren Stellen Treppen hinunter zu kleinen Plattformen ans Wasser führen. Begebt ihr euch hierhin, könnt ihr hautnah über Fauna staunen. Ein Highlight des Tages, was unsere tierischen Begegnungen angeht, erhaschen wir ganz unerwartet: Auf einem inselähnlichen Seerosenblatt ruht gemütlich das Köpfchen einer Wasserschildkröte. Mit den wundervollen Eindrücken der Liaison von Industriekultur und Natur machen wir uns in nord-östlichem Bogen auf den Rückweg zum Haupteingang.

Foto: Christine Czwalina
Foto: Nils Hofmann

Eigentlich könnte man im Landschaftspark Duisburg-Nord den ganzen Tag verbringen. Neben einer Erkundungstour locken schließlich diverse Aktivitäten. Wer schwindelfrei ist, powert sich im Hochseilparcours oder Klettergarten aus. In die Tiefe taucht ihr dank künstlichem Tauchsportzentrum im alten Gasometer. Abenteuerspielplatz und Lernbauernhof runden das Angebot ab, das unter normalen Umständen auch Festivals und das beliebte Sommerkino beinhaltet. Der krönende Abschluss eines Tages wäre sicherlich auch die Lichtinstallation des britischen Künstlers Jonathan Park, die die Anlage bei Einbruch der Dunkelheit in ein buntes Farbspektrum taucht. Für uns geht die Tour aber weiter in Richtung Innenstadt.

Foto: Nils Hofmann

Stärkung in der Innenstadt

Hierhin lockt uns die Aussicht auf erstklassigen Kaffee-Nachschub. Unser Ziel ist das Café Fino, also flanieren wir durch die Innenstadt entlang der Brunnenmeile auf der Königstraße. Dabei passiert man etwa das Theater Duisburg oder ein anderes Wahrzeichen der Stadt, den „Lifesaver“-Brunnen des Künstlerpaars Niki de Saint Phalle und Jean Tinguely mit charakteristischer, voluminös-farbenprächtiger „Nana“-Figur. Das ist die Stelle, um in die Seitenstraßen abzubiegen und sich unter die schattenspenden Bäume vor der Espressobar niederzulassen.

Foto: Nils Hofmann

Das Café Fino ist nicht nur unser auserkorener Liebling der Stadt, wegen der hervorragenden Kaffeespezialitäten, die mit Herzchen in der Crema gekrönt werden. Im Duo mit dem italienischen Gebäckangebot ist die hiesige Kaffeepause unschlagbar. Könnt ihr euch vor der Auslage nicht entscheiden, sei euch zu den traumhaften Cannoli geraten. Mit cremigem Ricotta und Schokoladenstückchen gefüllte Teigröhrchen, die von Pistazien flankiert werden. Wir frönen hier genüsslich dem dolce vita. Wer etwas Veganes schnabulieren mag, der findet eine breite Auswahl im Café Evergreen. Herzhafter und üppiger speist ihr von hauseigenen Bieren begleitet im Webster Brauhaus am Dellplatz.

Apropos Bier: Bevor wir die Innenstadt verlassen, machen wir einen kleinen Abstecher in die Bierbude Duisburg. Hier sind die Regale vollgepackt mit köstlichen Bierspezialitäten. Eine Qual der Wahl in Sachen Craft Bier, von der wir gut beratend befreit werden. Vor Ort kann gemütlich getrunken und sogar an Tastings und Braukursen teilgenommen werden. Wir packen jedoch die gekühlten Flaschen in den Rucksack und brechen auf zur letzten Etappe des Tages.

Foto: Nils Hofmann

Abschluss mit Haldenaufstieg

Pottgetreu endet unser Tag im westlichen Ruhrgebiet auf einer Halde. Die Heinrich-Hildebrand-Höhe wird von der begehbaren Achterbahn-Skulptur „Tiger & Turtle – Magic Mountain“ der Kunstschaffenden Heike Mutter und Ulrich Genth gekrönt. Auch wenn diese momentan wegen der Corona-Pandemie nicht erklimmbar ist, lohnt der Gang auf die Halde. Von hier aus genießen wir nämlich den Ausblick über die Industrielandschaft der Stadt, erspähen sogar markante Landmarken Mülheims und Düsseldorfs.

Foto: Nils Hofmann

Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, an dem wir unsere Picknickdecke ausbreiten, den Proviant auspacken und die Kronkorken ploppen lassen. Mit den stählernen und zugleich filigranen Windungen im Rücken lassen wir unseren Ruhrlaubstag voller Kunst, Industriekultur und idyllischer Natur Revue passieren bis die Sonne untergeht und die vielen LEDs die Skulptur erleuchten. Duisburg ist facettenreich und definitiv einen Ausflug wert.

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