Seit August spielt Andreas Lambertz wieder Fußball bei Fortuna Düsseldorf. Allerdings nicht wie gewohnt in der ersten Mannschaft in der Bundesliga, sondern in der „Zwoten“ in der Regionalliga. Der 34-Jährige soll den jungen Spielern mit seiner Erfahrung weiterhelfen und dafür sorgen, dass möglichst viele den Sprung in die erste Mannschaft schaffen können. Und das möglichst noch viele Jahre, wie er uns im Interview erzählt hat.
Sie sind seit dem Sommer wieder in Düsseldorf, spielen bei Fortuna und wohnen in Ihrer Heimat Korschenbroich. Wie fühlen Sie sich?
Ich bin froh, wieder bei der Familie und in der Heimat zu sein. Ich habe das letzte Jahr in Dresden alleine gelebt, weil meine Tochter eingeschult wurde und mein Großer aufs Gymnasium gewechselt ist. Deshalb haben wir die Entscheidung getroffen, dass meine Frau mit den Kindern zurück nach Korschenbroich geht, damit die Kinder nicht nur für ein Jahr in Dresden in die neue Schule gehen. Meine Frau und ich sind dann gependelt, damit wir uns so oft wie möglich sehen. Daher passte die Rückkehr zur Fortuna auch aus familiären Gründen perfekt.
Sie haben immer betont, wie gut Ihnen Dresden gefallen hat. Wie war es in der Rückschau?
Die Entscheidung für Dresden war genau richtig. Die Zeit dort war super und ich habe richtig tolle Leute kennen gelernt. Dresden ist eine schöne Stadt, mit geilen Fans und wir hatten ein klasse Team.
Sie waren drei Jahre weg. Hat sich in Düsseldorf viel verändert?
Das kann ich gar nicht genau sagen. Ich habe ja nie in Düsseldorf gewohnt. In der Arena und am Flinger Broich hat sich nicht zum Glück nicht so viel verändert.
Apropos Veränderung: Wie ist Ihre neue Rolle in der „Zwoten“?
Ich versuche die Führungsrolle einzunehmen und spreche viel mit den Jungs. Ich versuche denen etwas mit auf den Weg zu geben. Das ist meine neue Aufgabe. Das habe ich aber auch schon in Dresden versucht. Gerade die Jungspunde habe ich mir öfter geschnappt und viel geredet. Ich will den Jungs etwas mitgeben, ich versuche zu steuern, zu lenken und Sprachrohr zu sein. Ich merke aber auch, dass ich die Spiele mehr analysiere als früher und genau da sehe ich meine Aufgabe.
Eine ähnliche Aufgabe hatte ja auch Jens Langeneke in der „Zwoten“. Jetzt ist er Trainer der U17. Wäre das auch etwas für Sie?
Ich glaube, das steht noch nicht ganz fest. Wir müssen mal schauen, in welche Bereiche ich mich entwickeln werde. Ich stehe in engem Kontakt mit unserem Trainerteam und versuche mich da einzubringen.
Auch Axel Bellinghausen hatte nie gedacht Trainer zu werden, jetzt ist er Co in der Bundesliga…
Ich weiß noch nicht, ob Trainer wirklich etwas für mich ist. Ich merke zwar in der täglichen Arbeit mit den Jungs, dass ich viel analysiere und versuche mich einzubringen. Aber ob das Trainersein da wirklich das Richtige ist, das weiß ich nicht. Du brauchst ja auch viel Fingerspitzengefühl, um auf die Jungs einzugehen. Das ist ein sehr kompaktes Paket, das man mit sich rumschleppt. Wenn ich das mache, dann will ich da nicht ein halbes Ding draus machen, sondern voll dahinter sein. Aber für die Entscheidung habe ich ja noch etwas Zeit.
Ich bin immer noch Fußballer und nehme die Aufgabe so lange es geht wahr.
Als Sie als junger Spieler in die erste Fortuna-Mannschaft kamen, gab es da auch Spieler, die den Nachwuchs an die Hand genommen haben?
Eher nicht. Ich kam in ein Team, das neu aufgebaut wurde – zum Beispiel mit Michael Zeyer, Robert Niestroj, Dirk Böcker und Frank Meyer. Da waren schon einige dabei, die etwas auf dem Buckel hatten. Das war eine gute Mischung. Aber es war auch eine andere Situation als heute. Ich kam ja in die erste Mannschaft und nicht in die U23. Ich bin ja jetzt in der Mannschaft, in der entwicklungsfähige Spieler sind, die auf den Sprung nach oben vorbereitet werden. Das ist ein Unterschied.
Wie gefällt Ihnen die erste Mannschaft in der Bundesliga? Konnten Sie bisher viele Spiele sehen?
Wann denn? Wir spielen leider immer zeitgleich. Das einzige Spiel, dass ich gucken konnte, war die Partie gegen Leverkusen. Und da war die erste Halbzeit echt richtig gut und ich war positiv überrascht, wie wir mitgehalten haben. Leider war es am Ende ein schlechter Ausgang für uns. Aber ansonsten konnte ich leider noch nichts gucken.
Sie sind ja auch EM-Botschafter für Düsseldorf und können sich jetzt auf vier bis fünf Spiele bei der EM 2024 freuen. Wie wichtig ist das für Düsseldorf?
Das ist richtig gut. Nicht nur für Düsseldorf, sondern auch für Deutschland. Nach der WM muss wieder ein bisschen Euphorie aufkommen. Das WM-Aus hat an Fußballdeutschland gezehrt und die EM-Vergabe kann jetzt wieder einen Aufschwung bringen. So ein Turnier in Düsseldorf, das ist etwas ganz Besonderes. Jetzt müssen wir nur noch ein paar geile Spiele bekommen.
Eins steht fest: 2024 spielen sie nicht mehr aktiv mit. Freuen Sie sich auf die Zeit danach?
Nein! Ich bin immer noch Fußballer und nehme die Aufgabe so lange es geht wahr. Danach kann man sich eventuell freuen, wenn man Zeit hat, Fußball zu gucken. Allerdings sagen viele, dass das Karriereende so plötzlich kam und es gar nicht so leicht ist. Ich habe noch etwas Zeit und glaube, der Schritt wird nicht ohne sein.
von Piet Keusen