Herzenstöne – Die Lieblingsalben 2021 der Redaktion

Musik an, Welt aus | Foto: Pexels
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Sie heilt auch in den schlimmsten Stunden Wunden und zaubert stets ein Lächeln auf die Lippen: Musik ist einfach unersetzlich. coolibri-Redakteur:innen verraten, welche Alben aus 2021 ihnen ganz besonders nahe gingen.

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London Grammar – Californian Soil

London Grammar, „Californian Soil“, Island/Universal

Klangteppichmeister:innen
Als London Grammar 2013 auf meiner Bildschirmfläche erschienen, war ich in den letzten Zügen meines Bachelorstudiums. Da ich u.a. Musikwissenschaft studiert habe und mich, seitdem ich Denken kann, sowieso sehr intensiv mit Musik beschäftige, haut mich selten noch was richtig um. Aber das Debütalbum „If You Wait“ hat für mich neue Welten eröffnet. Selten traf etwas auf so intensive Weise meine Stimmung und mein Lebensgefühl. Für mich die größte Platte des vergangenen Jahrzehnts. Das dritte Werk „Californian Soil“ erreichte dieses Jahr zwar nicht jene Wucht, ist aber dennoch weiterhin dermaßen überdurchschnittliches Material, dass ich es der Band so wünschen würde, wenn mehr ihre Musik hörten. Das britische Trio macht elektronische Indie-Pop-Songs, die den perfekten Mittelweg zwischen eingängigen Refrains und leicht verschachtelten Strukturen gehen und dabei eine Atmosphäre aufbauen, die einnimmt und gnadenlos trifft, wenn man sich darauf einlässt. Der perfekte Soundtrack für die anstehenden, kalten Monate. Höhepunkte: „Call Your Friends“ und „I Need The Night“.
Christopher Filipecki

Justin Sullivan – Surrounded

Justin Sullivan, „Surrounded“, Earmusic/Edel

Umzingelt von großen Gefühlen
Justin Sullivan ist mein Held. Der Frontmann der britischen Rockband New Model Army begleitet mich seit Teenagerzeiten durch alle Höhen und Tiefen meines Lebens. Der Mann hat einfach was zu sagen. Aktuell bestes Beispiel: der Army-Song „Die Trying“, der sich mit ziemlich eindrucksvollen Bildern für eine bessere Flüchtlingspolitik stark macht. Auch ohne seine Bandkollegen ist Justin, den ich mittlerweile schon an die zehn Male live erleben durfte, äußerst hörenswert. Nach der grandiosen „Navigating By The Stars“ von 2003, kam 2021 mit „Surrounded“ das zweite Studio-Album des unkonventionellen Barden von der Insel auf den Markt. Geschrieben hat Justin die LP im Lockdown. Somit dürfte klar sein, dass die Platte eine emotionale Achterbahnfahrt geworden ist. Mein Lieblingslied: „Stone And Heather“ – eine bittersüße Ballade über das Gefühl des Verlorenseins in der Welt.
Marc Bracht

Ed Sheeran – =

Ed Sheeran, „=“, Warner Music

Das neue „Gleich“ in vielfältig
Ed Sheeran, der britische Sänger/Songwriter, den jede:r kennt und feiert. Schon immer begeistern und berühren mich seine Songs, doch in seinem brandneu erschienenen Album „=“ („Equals“) übertrifft er sich aufs Neue. Der Sänger verarbeitet in seinem Album die letzten vier Jahre, in denen er Ehe, Vaterschaft und Verlust erlebt hat und füllt jeden einzelnen Song mit Erfahrungen und Emotionen. Ruhige Songs über die Liebe wie „First Times“ bewegen genauso wie „Visiting Hours“ zum Tod seines Freundes und Mentors Gudinski oder „Leave Your Life“ als sanfter Pop-Song, in dem er in seine Rolle als frisch gebackener Vater schlüpft. Seine kleinen Rap-Künste stellt er in ein paar Zeilen von „2steps“ unter Beweis und auch für Stimmung und gute Laune sorgt er mit seinem bereits erfolgreichen Hit „Bad Habbits“. Ed Sheeran bietet für jedes Gemüt das passende Lied und genau deshalb ist er für mich der beste Singer-Songwriter der Welt. Der Popstar erfindet sich immer wieder neu und überzeugt mit Vielfältigkeit und seinem eigenen Style. Und genau das macht gute Musik doch aus!
Laura Nimmrich

Joris – Willkommen Goodbye

Joris, „Willkommen Goodbye“, Four Music Local/Sony

Symphonie gegen die Schwere
Das Konzert von Joris im Dortmunder Westfalenpark Anfang August war mein erstes Konzert in diesem Jahr – wahrscheinlich ist mir „Willkommen Goodbye“ deshalb sofort in den Kopf geschossen, als es um mein ganz persönliches Album-Highlight 2021 ging. Musik bei Spotify zu hören ist schön– sie live zu hören so, so viel mehr als das.
„Nur die Musik“ ist ein Ohrwurm, den ich fast täglich im Ohr habe – „‘ne Symphonie gegen die Schwere“. „Willkommen Goodbye“ hat die aufbauende Message „Solang wir aufstehen und rennen, ist noch lang nichts verloren“ und „Home Again“ im Duett mit Lotte zeigt emotional, was Ankommen bedeutet. Mein Favorit ist allerdings ein Song, der etwas im Schatten der Hits steht: „Untergang“. Es geht um Randgestalten, schräge Vögel, geplatzte Träume und getrocknete Tränen. „Willkommen im Club der Verlierer“ singt Joris – und wer dort einmal getanzt hat, der tanzt bei Joris‘ Konzerten besonders schön neben dem Beat.
Sandra Heick

Little Simz – Sometimes I Might Be Introvert

Little Simz, „Sometimes I Might Be Introvert“, Age101

Kino, ganz großes Kino.
Fanfaren, Marschtrommeln, Chöre. Morricone trifft James-Bond-Dramatik. Breitwand-Format. So legt „Invert“ los, der Auftakt zu einer neuen Reise durch den Kosmos von Little Simz, der neuen Königin des Raps. Was folgt ist ein sechsminütiges Manifest, das politisch und musikalisch an die Wut von Public Enemy erinnert, an Marvin Gaye, Billie Holiday, Etta James, an „Black Lives Matter“ und afrofuturistische Ermächtigungen. Little Simz ist Simbiatu „Simbi“ Abisola Abiola Ajikawo, hat nigerianische Wurzeln und ist in Nord-London aufgewachsen. Vor acht Jahren, da war sie 19, da brachte Jay-Z ein Mixtape von ihr heraus, Kendrick Lamar wurde Fan. Das neue, vierte Album ist eine Reise durch den Neo Soul, aus dem Geiste des Grime, auf den Spuren nigerianischen Afrobeats, im Herzen den 70er Soul, Funk und Spoken Word. Im Kino gewesen, geweint.
Tom Thelen

Asphyx – Necroceros

Asphyx, „Necroceros“, Century Media Records

Schaurig schönes Geknüppel
Der Geruch von Schweiß in der Nase, das Vibrieren der dröhnenden Bässe unter den Füßen und fremde Mähnen, die mal sanft, mal schlagartig das Gesicht streifen – alles fehlt in diesen Zeiten. Es sind Erinnerungen an ohrenbetäubende Abende in schlauchartigen Kellergewölben, deren Einklang mit den Brandschutzbestimmungen zutiefst fragwürdig erscheinen. Die neueste Veröffentlichung des niederländischen Death-Metal-Quartetts Asphyx kam also daher wie mein persönliches Erweckungserlebnis in der sonst so trostlosen Pandemie. Wuchtig und kraftstrotzend wie eine unbarmherzige Dampfmaschine bahnt sich die Rythmussektion ihren Weg, begleitet von den wehklagenden Klängen der Leadgitarre und den unheilschwangeren Lyrics – also alles beim Alten. Asphyx bleiben sich treu und liefern auch mit „Necroceros“ auf höchstem technischem Niveau ab. Old School vom Feinsten!
Hendrik Bücker

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