Irgendwann auch wieder sesshaft zu werden und in die Banalität des Alltags einzutauchen, können sich die beiden durchaus vorstellen – wenn der Moment dafür gekommen ist. „Noch fühlen wir uns nicht danach, auf unbestimmte Zeit an einem Ort zu bleiben. Dafür reisen wir viel zu gerne“, sagt Rochssare Neromand-Soma. Gerade sind sie im Süden Indiens angekommen und haben sich in der internationalen Öko-Kommune Auroville für einen Augenblick niedergelassen. Dort wollen sie nach ihrem Buch über das Abenteuer Südamerika an einem weiteren Werk arbeiten.
Über einzelne Etappen und Entdeckungen berichten die Weltenbummler auch im Netz. Mit ihrem Blog nuestra-america.de laden sie jeden ein, sich an ihre Fersen zu heften und sie ein Stück zu begleiten. „Wir erleben die Welt als etwas Wunderbares und möchten diesen Eindruck gerne mit so vielen Menschen wie möglich teilen. Wenn wir überzeugend berichten können, dass die Erde ein guter Ort ist und wir keine Angst vor dem Unbekannten zu haben brauchen, haben wir Fantastisches erreicht“, sagt Rochssare Neromand-Soma.
Realität ist besser, als ihr Ruf
Diese Erkenntnis zählt für Morten Hübbe zu den entscheidenden Erfahrungen ihrer Reise. „Die Realität ist nicht so, wie wir es oft zu hören bekommen. Ganz gleich, ob in Kolumbien, das unter seinem Drogenmafia-Image leidet, oder Pakistan, das allgemein als Terrorstaat bekannt ist – überall gibt es sehr viel mehr Herzlichkeit und Gastfreundschaft als Hass und Missgunst.“ Die persönlichen Eindrücke aus der Türkei haben sein Bild des Landes komplett verändert. „Die unzähligen antiken Stätten, die fantastische Natur, die extremgastfreundlichen Menschen und das ausgezeichnete Essen haben mich fasziniert. Das hatte ich nicht erwartet.“
Per Anhalter unterwegs zu sein, bringt sie den Menschen nahe. „Wir haben so mehr über ihre Eigenheiten, Bräuche und Kulturen erfahren, als wir jemals in Reiseführern hätten lesen können“, sagt Rochssare Neromand-Soma. Sie sind bereits bei ganz unterschiedlichen Fahrern eingestiegen. „Wir haben in verbeulten und verrosteten Autos gesessen, deren Karosserie lauter klapperte, als der Motor, sind aber auch schon mehrfach im Porsche mitgefahren“, berichtet Morten Hübbe.
Whisky mit den Drogendealern
Nachhaltigen Eindruck haben bei ihm die Drogendealer hinterlassen, die sie in Nordindien bis spät in die Nacht durch die Berge chauffierten. „Später haben sie uns zu sich nach Hause eingeladen, wo wir Whisky tranken und sogar übernachteten. Dass sie uns in Todesangst versetzten, als mit ihren Pistolen scheinbar zum Spaß aus dem fahrenden Auto schossen, haben wir ihnen lieber nicht erzählt.“ Stolz sind die beiden Weltreisenden darauf, einen Weg gefunden zu haben, um umweltschonend unterwegs zu sein. „Die mehr als 50 000 Kilometer in Südamerika und die knapp 35 000 Kilometer bis nach Indien haben wir zurückgelegt, ohne einen Tropfen Benzin zu verbrauchen.“
Als angenehmer Nebeneffekt hält das Trampen die Kosten günstig. Während sie die Tour durch Südamerika durch Ersparnisse und Gelegenheitsjobs finanziert haben, sorgen nun ihre Erlebnisse für ihr Fortkommen. „Mittlerweile verdienen wir etwas mit unserem Blog und auch unser Buch trägt einen Teil bei“, sagt Morten Hübbe. Wenn sie mit ihren Geschichten andere dazu inspirieren können, selbst den Rucksack zu packen und aufzubrechen, wäre es für sie das größte Lob. Wann sie heimkehren, ist ungewiss. Noch fühlen sie sich wohl in der Weite der Welt.